Leseland DDR – eine Plakat- und Buchausstellung in der Europa-Schule BBS 1 Northeim
Der geheimnisvolle Geruch alter Bücher, der an fast vergessene Geschichten erinnert, die beim Blättern durch Romane, Schul- und Kinderbücher zum Leben erweckt werden , scheint aus den beiden Glasvitrinen der BBS 1 Northeim in die Eingangshalle der Europaschule zu schweben. „Leseland DDR“ ermöglicht derzeit Schülerinnen und Schülern und interessierten Besuchern aus dem Landkreis Northeim in einer Ausstellung mit 20 Ausstellungstafeln ein Land kennenzulernen, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete.
Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden. „Leseland DDR“ erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten und für rare Bücher Schlange standen.
Die Tafeln der Ausstellung laden aber auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichten von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus. Die Schau wirft Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Kraft, die die deutsch-deutschen Schriftstellerkontakte, das Radio und Fernsehen, aber auch die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Mauern des Landes hinweg ermöglichten. Mit den Schriftstellerinnen und Schriftstellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise.
„Leseland DDR“ ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte der SED-Diktatur. Die Ausstellung ist zugleich eine Anregung für Jung und Alt, nach ihrem Besuch die alten Bücher aufzuschlagen, um die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) zu erkunden. Ergänzt wird die Ausstellung durch zwei Vitrinen mit Büchern aus der DDR-Zeit, die Kolleginnen und Kollegen der BBS 1 Northeim zur Verfügung gestellt haben. „Leseland DDR“ kann bis zum 16. Juni 2023 in der Europa-Schule BBS 1 Northeim, Sudheimer Str. 36 – 38, während der Schulzeit besucht werden. Der Ausstellungstext wurde von Stefan Wolle verfasst, dem wissenschaftlichen Direktor des Berliner DDR-Museums und einem der besten Kenner der ostdeutschen Zeitgeschichte. Herausgeber ist die Bundesstiftung Aufarbeitung. QR-Codes sind mit audiovisuellem Begleitmaterial im Internet verlinkt.
„Für eine Generation, die etwa 15 Jahre nach dem Ende der DDR geboren wurde, wird Geschichte lebendig, wenn sie mit ihr konfrontiert wird. Die Ausstellung ‚Leseland DDR‘ in unserer Schule lässt ein solches Zusammentreffen und eine Diskussion über den Wert von Büchern im östlichen Teil Deutschlands gelingen“, kommentiert Studiendirektor Peter Fiebag.
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