Eine deutsch-chinesische Erfolgsgeschichte aus Northeim: Zwei chinesische Schüler erhalten ihr deutsches Abitur

 Das ist für Northeim ein Novum: Zwei Schüler aus China legten vor kurzem am Beruflichen Gymnasium Wirtschaft Northeim ihr Abitur ab und werden bald ein Studium beginnen. Chi Kin Tsui (21) und Yuxing Wei (20) entschieden sich vor vier Jahren, aus Peking nach Northeim zu kommen, um hier ihre Schulkarriere fortzusetzen. Yuxing Wei: „Ich erwartete eine moderne Schule mit einem breiten Fächerspektrum und interkulturellem Austausch. In der Realität bot die BBS 1 Northeim all das und noch mehr: ein vielfältiges Angebot an Kursen, zudem zahlreiche Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, in der Klassengemeinschaft habe ich mich wohlgefühlt und die Lehrer waren engagiert und stets hilfsbereit.“

„Mein Ziel war, eine deutsche Schule zu besuchen, da dies die beste Möglichkeit ist, die Sprache besser zu lernen und die Kultur besser zu verstehen, und anschließend in Deutschland zu studieren“, erzählt Chi Kin Tsui, der sich erst an seinen neuen Wohnort gewöhnen musste. „Als jemand, der aus einer Stadt mit mehr als 20 Millionen Einwohner kommt und an das Leben in einer Großstadt gewöhnt ist, war der Unterschied sehr groß. Das Leben war nicht so bequem wie früher in Peking“, erzählt er, aber nachdem er Freude kennengelernt und eine bessere Wohnung gefunden hatte, gefiel ihm die Stadt schon besser.

Auf der Einjährigen Berufsfachschule Wirtschaft erwarben beide 2020 ihren ersten deutschen Abschluss, vertieften ihre Deutsch- und Wirtschaftskenntnisse und wurden dann am Wirtschaftsgymnasium angenommen, wo sie im Juli erfolgreich das Abitur ablegten. Möglich wurde dies, weil die BBS 1 Northeim eine der wenigen Schulen in Niedersachsen mit internationaler Ausrichtung ist. In der Schule musste sich Chi Kin Tsui erst an die Unterschiede gewöhnen. „Die tägliche Schulzeit in China geht normalerweise bis 16 oder 17 Uhr für die Schüler, die nicht in der Schule wohnen; in Deutschland hat man früher Schulschluss, wohingegen in China die Schüler am Mittag eine bis zwei Stunden lang Pause haben. Aber der Schulstress in China ist größer als in Deutschland, selbst bei einem sprachlichen Nachteil.“ Yuxing Wei fiel vor allem auf, dass chinesische Schulen einen stärkeren Fokus auf Wettbewerb und das Abschneiden bei Prüfungen legen. „In Deutschland standen kritisches Denken und Diskussionen mehr im Vordergrund. Gemeinsam war beiden Schulen der Wunsch, den Schülern eine gute Bildung zu vermitteln“, sagt er. Für ihn sei am schwersten gewesen, mit der Sprachbarriere umzugehen, den Unterrichtsinhalten vollständig folgen zu können und sich aktiv an Diskussionen zu beteiligen: „Es war eine Herausforderung, mich sprachlich auszudrücken und komplexe Themen zu verstehen.“

Damit Eltern und Geschwister die Übergabe des Abiturs miterleben konnten, hatte die BBS 1 eine Liveschaltung zu beiden Familien in Peking eingerichtet. Auch dies ein Novum. „Meine Eltern waren sehr stolz auf mich, als sie erfuhren, dass ich das Abitur geschafft habe“, freut sich Yuxing Wei. „Sie haben mir gesagt, wie glücklich und dankbar sie sind, dass ich diese Möglichkeit in Deutschland bekommen habe.“

Foto: Chi Kin Tsui (links) und Yuxing Wei (rechts) aus Peking haben in Northeim am Wirtschaftsgymnasium ihr Abitur abgelegt. Das schönste Erlebnis für Tsui war, viele Freunde und vor allem seine Freundin in Northeim kennenzulernen; für Yuxing war es ein unvergessliches Weihnachtsfest mit seiner Gastfamilie. Das Foto entstand vor St. Blasien am Münster in Northeim.