Der 25. Juli ist aus den verschiedensten Gründen ein besonderer Tag: An einem 25. Juni starb Michael Jackson, George Orwell wurde am 25. Juni geboren und die BBC strahlte an diesem Tag die erste Fernsehsendung weltweit über Satellit aus. Dies seien nur einige Beispiele und für die BBS 1 Northeim käme jetzt noch eines hinzu, sagte Schulleiter Peter Beushausen im Rahmen einer Feierstunde in der Schule: „An der BBS 1 Northeim erhalten heute, am 25. Juni 2025, die ersten beiden Absolventen der Fachschule Betriebswirtschaft, Kevin Schütte und Marc Thöne, ihre Bachelor of Arts-Zeugnisse. Herzlichen Glückwünsch!“
Heute sei der Bachelor-Abschluss dadurch charakterisiert, dass relativ viele Fächer in einem kurzen Zeitraum untergebracht seien, so dass der Leistungsdruck für Studierende hoch ist. „Wenn man bedenkt, dass für unsere Studierenden in der Fachschule das Studium berufsbegleitend nach dem normalen Arbeitstag stattfindet, ist die Leistung unserer Bachelor-Absolventen in der Fachschule Betriebswirtschaft besonders anerkennenswert“.
Dem schloss sich Koordinator Detlef Reimelt an: „Vier Jahre lang haben sie sich durch das Dickicht des berufsbegleitenden Lernens gearbeitet. Ihre hervorragenden Leistungen sind nicht nur ein Beweis für ihr Engagement, sondern auch ein inspirierendes Beispiel für das lebenslange Lernen. Denn wie wir alle wissen, ist das Lernen ein Marathon, kein Sprint. Und ich muss sagen, die beiden haben die Ziellinie mit Bravour überquert!“
„Lebenslanges Lernen wird auch in Zukunft von großer Bedeutung sein. In einer Welt, die sich ständig verändert, müssen wir uns anpassen, neue Fähigkeiten erlernen und bereit sein, uns auf neue Herausforderungen einzulassen. Sie beide sind ein Beispiel dafür, wie man diese Prinzipien in die Tat umsetzen kann“.
Möglich gemacht habe diesen Erfolg eine Kooperation der BBS 1 mit der Fachhochschule des Mittelstands, an die Reimelt seinen Dank richtete: „Durch die Fachhochschule des Mittelstandes sind wir als Berufsbildende Schule in der Lage, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Partnerunternehmen ein hervorragendes Instrument der aktiven Personalentwicklung anzubieten und Karrierechancen zu eröffnen“.
Das Ergebnis dieser Kooperation ist die an der BBS 1 Northeim implementierte „Fachschule Betriebswirtschaft“. Sie verfolgt mehrere Ziele, die auf die berufliche Weiterqualifizierung von Fachkräften abzielen. Ein zentrales Ziel ist die Vorbereitung auf Führungsaufgaben. „Wir vermitteln vertiefte betriebswirtschaftliche Kenntnisse sowie die Fähigkeit zur selbstständigen Analyse und Lösung betriebswirtschaftlicher Problemstellungen. Durch Projektarbeiten, Fallstudien und handlungsorientierte Aufgabenstellungen wird Theorie mit Praxis verzahnt“. Der Lehrplan ist modular aufgebaut und orientiert sich an den Anforderungen der beruflichen Praxis. Der handlungsorientierte Unterricht bildet die Grundlage, wobei Schlüsselqualifikationen wie Teamarbeit und Kommunikation aktiv geübt werden. Die meisten Studierenden in Northeim besuchen die Fachschule Betriebswirtschaft für drei Jahre und erreichen damit den Abschluss des staatlich geprüften Betriebswirts (Bachelor Professional). Studiert man noch ein Jahr länger, schreibt eine Bachelor-Arbeit und absolviert ein Kolloquium, erreicht man den akademischen Grad „Bachelor of Arts“.
Auch Prof. Duderstadt, Vertreter der Fachhochschule des Mittelstandes Bielefeld, der die beiden Absolventen zwei Wochen zuvor bei der mündlichen Prüfung, dem Kolloquium, als aufgeregt aber gut vorbereitet, überzeugend, eloquent und selbstsicher kennengelernt habe, sprach in seiner Rede von dem Mehrwert der Ausbildungszeit: „In ein paar Jahren oder auch schon jetzt mögen Sie theoretische Inhalte von Modulen vergessen haben, doch das Lernen lernen werden sie nicht vergessen, die wissenschaftliche Herangehensweise und die kritische Auseinandersetzung mit der Welt – ob im Job oder Alltag – wird bleiben.“ Genau das sei das future skill, das ein Studium vermittele und der zukünftige Weg der Absolventen sei nun ein Weg mit vielen Möglichkeiten geworden.
Auch die beiden Absolventen selbst ließen es sich nicht nehmen, selbst noch einmal das Wort zu ergreifen und bedankten sich zunächst für die doch ungewöhnliche Situation, eine Abschlussfeier für nur zwei Personen erleben zu dürfen. Das sei im letzten Jahr, als sie immerhin 14 Absolventen zum staatlich geprüften Betriebswirt gewesen seien, schon etwas anderes gewesen. Sie zogen ein Resümee über die vier Jahre an der BBS 1, die sie auf ungefähr 300 Abende im Laufe der Zeit hochrechneten: „Viele Abende, an denen wir anstelle Zeit mit unserer Familie oder Freunden zu verbringen, Neues gelernt haben. Dabei mussten nicht nur wir Abstriche machen, nein, auch unsere Familien. Dafür danken wir ihnen sehr!“
Die Zeit sei definitiv nicht einfach gewesen und die letzten Wochen waren dabei die intensivsten. „Wir haben am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, eine Bachelorarbeit neben Familie und Vollzeitjob zu erarbeiten und zu schreiben. Umso schöner ist es, dieses Ziel nun gemeinsam erreicht zu haben.“
In einem waren sich die beiden einig: Die Zeit der positiven Erinnerungen überwiege deutlich. Man habe in der gesamten Zeit gemerkt, dass die Lehrkräfte ihren Job liebten, denn mit viel Engagement zu lehren, die Begeisterung gut herüberzubringen, das könne man sonst nicht so. Kevin Schütte fügte mich einem Zwinkern abschließend hinzu: „Ganz so wenig Freizeit, so mussten wir am Ende feststellen, kann es jedoch für alle Beteiligten doch nicht gewesen sein. So gab es im letzten Jahr der Fachschule fünf Schwangerschaften zu vermelden: Drei auf Seiten der Lehrkräfte, und zwei auf unserer Seite“.
Abschließend wendeten sich auch noch Rebecca Schmidt und Julia Kindermann, Leiterinnen des Studienzentrums an der BBS 1 Northeim an ihre zwei „Ersten“: „Sie beide haben Pionierarbeit geleistet“. Man habe gemeinsam einen neuen Weg eingeschlagen – einen Weg, der nicht nur anspruchsvoll, sondern auch besonders herausfordernd und nicht immer reibungslos gewesen sei. „Dass Sie inmitten all dieser Herausforderungen Ihren Bachelor erfolgreich abgeschlossen haben, verdient größte Anerkennung. Sie haben Durchhaltevermögen, Organisationstalent und eine enorme Motivation bewiesen. Das ist nicht selbstverständlich – das ist bewundernswert“.
Wer nun neugierig geworden ist auf diese Form der Weiterbildung, kann zum 01.02.2026 in einen neuen Studienjahrgang an der BBS 1 Northeim starten. Nähere Informationen dazu gibt es über die Homepage oder auch per Telefon im Sekretariat der Schule.
Foto:
v.l.n.: Julia Kindermann, Rebecca Schmidt, Thomas Eichhofer, Detlef Reimelt, Angelika Rudat, Kevin Schütte, Marc Thöne, Nadine Böttcher, Prof. Dr. Duderstadt (FHM), Peter Beushausen, Lisann Aileen Töllner